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Segregation in der Großstadt

Die Bevölkerung in Großstädten trennt sich generell einerseits nach Zugehörigkeit zu Volksgruppen und andererseits zwischen Arm und Reich. Vielerorts wird erstere sehr viel ernster genommen als die zweite, doch die langjährige Erfahrung hat im Allgemeinen gezeigt, dass zum Beispiel verschiedene Ethnien schon in der zweiten und vollends in der dritten Generation durchaus zusammenfinden, während sich die Trennungen zwischen Arm und Reich weiter verschärfen.

Ist dies auch ein Thema, wo es im Grunde darauf ankommt, Kompromisse und vielleicht eben „einfach“ einen Mittleren Weg zu finden? Das erscheint meist unmöglich, weil die Reichen eben nichts hergeben wollen und auf ihre größere Effizienz verweisen.

Es gibt zwar einen einfachen Vorschlag, der Ausgleich bringen könnte, und zwar zunächst über die Bauförderung. Projekte von sozialen Wohnungsbau-Gesellschaften, welche öffentliche Unterstützung erhalten, sollten verstärkt in den Vierteln des Bessergestellten gefördert werden, und letzterer Personenkreis sollte umgekehrt in den Vierteln mit geringerem Einkommen bevorzugt Steuervorteile erhalten. Doch die Segregation nach Stadtvierteln wird nur hinter vorgehaltener Hand besprochen.

Das eigentliche Problem scheint aber in der Zusammensetzung der Parlamente zu liegen. Die Mehrzahl der Abgeordneten gehört meist selbst zu den Bessergestellten, insbesondere nachdem sie einmal gewählt worden sind, und hat deswegen kein Interesse an einem wirklichen Ausgleich. Unsere Demokratie ist offensichtlich noch nicht die Bestmögliche.

Am schlimmsten äußert sich das in der zutiefst unfairen Besteuerung. Umsatz- und Lohnsteuer, gewiss nicht vorwiegend von den Reichen getragen, machen je ca. 30% des deutschen Steueraufkommens aus, die Grundsteuer aber, vorwiegend die Reichen betreffend, macht nur ca. 1,5% aus, und die Erbschaftssteuer, trotz aller angeblicher kürzlicher Reformen, sogar nur ca. 0,5%. Das darf man wohl einen Skandal nennen, um den sich aber nur wenige Leute kümmern.

© Copyright Hans J. Unsoeld, Berlin 2017

Updated June 25, 2017

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