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Berlin-Reinickendorf

Kein Programm für den abgehängten Berliner Norden

Denkmal für Brüder von Humboldt in Berlin-Tegel

Tegel liegt als deutlich bevorzugter Unterbezirk am schönen Tegeler See in der Nähe des leider immer noch unschönen Lärm verbreitenden und potenziell gefährlichen Flughafens,.

Dieser konservative Unterbezirk bietet ein angenehmes kultiviertes Lebensumfeld, das einerseits gewiss auf die Brüder von Humboldt zurückgeht. Andererseits wird immer noch die lebensfrohe und lockere Art der Franzosen widerspiegelt, in deren Besatzungszone Reinickendorf nach dem Krieg lag, was zumindest für Teile der restlichen eher sozial orientierten Unterbezirke nicht unbedingt gesagt werden kann. Wenige und eher sehr einfache Kulturangebote bieten dort trotz nicht zu leugnender Bemühungen um Stadtteil-Gemeinschaftsarbeit nur unzureichende Möglichkeiten für Freizeit-Unternehmungen mit nicht allzu niedrigen Ansprüchen. Auch die etwas gehobenere Geschäftswelt meidet eher den Berliner Norden. Zum Beispiel ist die Elektronik-Firma Conrad im Süden der Stadt dreimal und im Norden überhaupt nicht vertreten.

Abhilfe würden sicher nur mit Nachdruck angegangene Projekte bringen, welche eine deutliche Anhebung des Niveaus bewirken. Das kostet Geld und wird bislang lieber an anderer Stelle ausgegeben. Selbst eine offene Diskussion entsprechender Fragen schien nur an untergeordneter Stelle stattzufinden. Diese Stadtviertel sind als problematisch bekannt, was gewiss an der sozialen Bevölkerungsstruktur liegt. Für nicht allzu teure Sozialprojekte werden zwar in beschränktem Rahmen Gelder bewilligt, doch von einer Anhebung des kulturellen Niveaus auf eine mit dem Berliner Süden vergleichbare Stufe ist gewiss nicht die Rede.

Tesla-Chef Elon Musk hätte vielleicht seine geplante "Gigafactory" in der Nähe des bald stillgelegten Flughafen Tegel errichten können, wird das aber wohl sinnvollerweise bei Grünheide in der Nähe des künftigen fast todgeborenen Großflughafen BER machen. Eine solche Fabrik wäre die erste dieser Art in Europa und die vierte weltweit. Wie groß das Gelände sein soll und wie viele Arbeitsplätze dort entstehen sollen, ist noch unklar. In Medienberichten ist von 7.000 möglichen Jobs die Rede.

In Tegel soll nun ein Digitalzentrum entstehen, dessen genaue Konturen aber immer noch nur Eingeweiten bekannt zu sein scheinen. Das mag an Kompetenzproblemen liegen. Bundeskanzlerin Merkel drückt sich offensichtlich in Coronazeit um eine Entscheidung herum, ob das momentan einer Hotelfachfrau unterstehende Bildungsministerium oder aber das mächtige Wirtschaftsministerium mit nicht unbedingt höherem Sachverstand dafür zuständig sein sollen.

© Copyright Hans J. Unsoeld, Berlin 201/2020

Updated June 30, 2020    

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