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Sopenies und Prostituierte

Unterschiede in Thailand und Deutschland

Wenn ein animalische Eigenschaften akzeptierender Mensch sich selbst teilweise als ein menschlicher Rabe versteht, aber von anderen Menschen weder als Mensch noch als solch ein schräger Vogel akzeptiert wird, was ist dann “wrong”?   

Ein “richtiger” Rabe ist wenig häuslich, aber monogam. Das setzt voraus, dass beide Partner Raben sind, denn häuslich bedeutet Familie und Familie bedeutet Haushalt. Fast unmerklich schleicht sich dabei in die nur ungefähr inverse Version das Halten ein. Festhalten,- hat das etwas mit den Krallen zu tun, fragt sich der Rabe. Und schon ist auch von “fest” die Rede, wobei es nicht um ein dynamisches Fest, sondern um statisch fest geht. Das sieht dieser nicht unbedingt schwarze Vogel, der sich manchmal eher für eine bunte Elster oder gar einen schillernden Paradiesvogel hält, nun gar nicht gern. Statik war im Mittelalter ein guter Ausgangspunkt zum Bau von beachtlichen Kirchen, doch zunehmend leben wir in dynamischen Verhältnissen und lernen nunmehr, zwischen scharfer rationaler Logik und glättendem holistischem Chaos unseren Weg zu suchen. Der Rabe empfiehlt einen für viele immer noch misteriösen modernen und nicht unbedingt buddhistischen Mittleren Weg, und ganz mutige Wesen wagen sich sogar schon ins 4D-Kino.

Was scheint also mit dem nicht akzeptierten Raben nichtr zu stimmen? Er ist nicht monogam, auch nicht polygam, liebäugelt dagegen mit Polyamorie und mit nicht nur einer Sopenie. Wie bitte, was bedeutet das denn, etwa thailändische Prostituierte? Thailand stimmt zwar so einigermaßen, aber es schadet vielleicht nichts , wenn auch in der westlichen Welt ein Gefühl dafür entsteht, dass eine Sopenie und eine Prostituierte zwei ziemlich verschiedene Menschen sind. Zunächst einmal sei klar gestellt, dass beide Menschen sind, und zwar vorzugsweise durchaus menschliche Menschen. Doch im übrigen haben sie weitaus weniger gemeinsam, als meist gedacht wird. Mit rationalem Denken hat das sowieso nicht viel zu tun. In erster Näherung könnte man sagen, dass eine Sopenie vor allem soziale Einbindung sucht, eben einen “passenden” Mann, ihr westliches Gegen”stück” dagegen schlicht und einfach Geld. Doch ganz so einfach ist es nicht. Hier wie dort gibt es auch ganz andere Aspekte, etwa die viel erwähnte und viel unterdrückte Frage, ob die Frau darunter meist leidet oder gar nicht selten durchaus Freude daran hat.

Beides hat vielerlei Gründe, was die Angelegenheit so komplex und verzahnt macht. Sowohl der Mann als auch die Frau als auch die oft völlig verschiedenen Umstände spielen eine erhebliche Rolle. Um in diesem Wirrwarr einen roten Faden zu finden, hilft es gewiss nicht sehr weiter, nun viele Einzelfälle zu unterscheiden und darüber ein Kompendium vorzulegen. Statt dessen sollten mann und frau ganz klar im Auge behalten, dass Sex und Liebe zwar etwas ziemlich Verschiedenes sind , aber doch eine Menge miteinander zu tun haben, indem sie nahtlios ineinander übergehen können,- in beiden Richtungen. Das gilt hier genauso wie in einer braven monogamen Beziehung, auch in einer Ehe. Des weiteren ist Geld in eben einer solchen Ehe auch ein nicht ganz zu vernachlässigender Faktor, und ebenso können Gefühle aller Stärkegrade von gutem Orgasmus bis hin zur angeblichen Liebe auch sowohl bei Sopenies wie bei Prostituierten durchaus Bedeutung haben. Das eigentliche Problem sind also meist üble Umstände, vor allem die Ausbeutung des kapitalistischen Mehrwertes Frau mit Steuereinzug durch eine männliche Mafia, welche derartige Gefühle schnell bis auf Null reduzieren können. Oft genügen dann bereits dadurch gewachsene Vorurteile, um von vorneherein nichts dergleichen aufkommen zu lassen. Nicht nur Ehefrauen, die meinen, solche Männer kümmerten sich nicht genug um die Brut, nein, auch die Gesellschaft als Ganzes denken meist in erster Linie ans Geld und wollen, dass Raben nur in Käfigen gehalten werden. Wie wenig Ahnung sie von Ökologie haben! Eingriffe in die Natur werden meist viel zu bedenkenlos vorgenommen. Erst zu spät merken mann und frau, welche bösen Folgen diese haben, wenn manche Spezies verschwinden. Ob es mit einer menschlichen Population wie Nomaden nicht ähnlich ergehen wird? Aber es besteht Hoffnung. Am Strand in Thailand gab es locker mit einem Notebook arbeitende Mitarbeiter von Firmen rund um Google, die durchaus gerne mit einer oder sogar mehreren Sopenies zusammen waren, wobei es absolut nicht nur um Geld ging. Schon mal etwas von Kultur gehört?

Der eigentliche Tod von allem dortigen Wohlbefinden mag die ins Land gezogene Militär-Diktatur sein, und im Westen nimmt die Diktatur der Prüderie ebenso zu. Ein ganz anderes Problem puncto Google in dieser Hinsicht soll nicht verheimlicht werden, nämlich die Gender-Probleme etwa bei eben diesem Konzern. Kaum eine Frau schafft es bis in die Führungsetagen. Auch das hat zuviel mit Geld und zuwenig mit Kultur zu tun.

© Hans J. Unsoeld, Berlin 2017

Updated Jan. 16, 2020   

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